Bewerbungsverfahren DAAD


Ins Ausland, ja. Aber wer zahlt das?

Wir alle wissen, wer Sprachen studiert, muss sie auch praktizieren. Das geht natürlich am Besten im Ausland, klar. Aber so ein Auslandsaufenthalt ist teuer und muss irgendwie finanziert werden.
Eine Möglichkeit ist hier das allseits bekannte Erasmus-Programm. Relativ einfach und unkompliziert kommt man in ein europäisches Land seiner Wahl und kann dort für ein Semester oder ein Jahr studieren.
Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, und eine davon will ich hier vorstellen ;)

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD)


Der DAAD ist weltweit eine der größten Förderorganisationen für Akademiker und solche, die es werden wollen. Er vergibt Stipendien für Auslandsaufenthalte für Studierende und Graduierte aus aller Welt, hilft bei Forschungsaufenthalten im Ausland, beispielsweise für Doktoranden, oder auch bei Praktika. Wer mehr Infos über den DAAD selbst, seine Ziele und Aufgaben, haben möchte, guckt am Besten unter www.daad.de oder auch hier http://de.wikipedia.org/wiki/DAAD .

Stipendium – bin ich gut genug?

Diese Frage stellt sich wohl jeder, der sich für ein Stipendium bewerben will;) Klar sind gute Noten hier ein großer Vorteil (und vor allem die guten Studenten sollten es auf jeden Fall beim DAAD versuchen!), aber sie sind nicht alles! Es kam auch schon oft genug vor, dass Studenten, die nicht die aller besten Noten vorweisen konnten, ein Stipendium bekommen haben – sei es wegen besonderem sozialen Engagement oder einer hohen Motivation für den Auslandsaufenthalt. Es gilt einfach nur: überzeugend muss man sein. Damit lässt sich auch die eine oder andere schlechtere Note kaschieren.

Was für Stipendien gibt es?

Der DAAD vergibt Semester- und Jahresstipendien für Studierende, die während des Studiums ins Ausland wollen, und für Graduierte (das ist jeder, der mindestens einen Bachelor abgeschlossen hat) , die beispielsweise einen Master im Ausland machen wollen. Im Folgenden möchte ich vor allem auf die Jahresstipendien für Studierende eingehen, weil ich selbst ein solches bekommen habe :)

Das Auswahlverfahren – Mein Bericht

Dass ich im 5. Semester weg will, wahr schon von Anfang meines Studiums an klar. Nur wohin? Im Juni 2008 durchstöberte ich eines Abends das Internet nach den Möglichkeiten und stieß auf die Homepage des DAAD. Unter „Fördermöglichkeiten“ mein Zielland (Irland) und mein Studiengebiet (Sprachwissenschaften) eingegeben und raus kam: Ein Angebot, für ein Jahr nach Dublin ans Trinity College zu gehen! Ich dachte mir „Warum nicht mal ausprobieren?“. Also ging es los mit Bewerben. Hierzu brauchte ich:

  • Einen vollständigen Lebenslauf (bei mir in Landessprache, also auf Englisch), aus dem auch Sachen wie soziales Engagement, Fähigkeiten und Interessen hervorgehen.
  • Ein Studienvorhaben (das ist sowas ähnliches wie ein Motivationsschreiben, also sollte man in diesem Schreiben begründen, warum man ins Ausland will, und was genau man dort an der Uni machen möchte. Das ganze sollte hieb- und stichfest sein, durchdacht und durchführbar! Ganz wichtig: Sich vorher über das Kursangebot der Uni informieren! Das Schreiben musste bei mir auch wieder auf Englisch sein, aber das kommt auf das Stipendienprogramm an)
  • Ein Gutachten von einem Dozenten an meiner Uni. Wichtig hier: Vor der Zwischenprüfung reicht ein beliebiger Dozent, nach der Zwischenprüfung muss es ein Professor sein! Man fragt am besten jemanden, bei dem man nicht erst einen Kurs gemacht hat...
  • Eine Auflistung sämtlicher Kurse, die ich bisher gemacht hatte, mit Noten und Credits (gibt’s beim Prüfungsamt)
  • Eine Kopie meines Abizeugnisses
  • Einen Nachweis über meine Sprachkenntnisse. Bei mir war das der TOEFL (Test of English as a Foreign Language), für skandinavische Länder gibt es ja ebenfalls Zertifikate und Tests. Sonst gibt es auf der Homepage vom DAAD auch ein Sprachzeugnisformular, das von einem Dozenten ausgefüllt werden muss.
  • Das Online-Bewerbungsformular. Zig Spalten, die man ausfüllen muss. Man sollte sich Zeit dafür nehmen! Das ganze hinterher ausdrucken und mit in die Bewerbungsmappe packen.
  • Bewerbungsfotos
  • von alle dem noch jeweils eine Kopie


Bis ich all das zusammen hatte, war es bereits November, und der Einsendeschluss rückte näher. Ich habe es aber noch rechtzeitig geschafft. Jetzt hieß es: warten, warten, warten. Nach kurzer Zeit kam ein Schreiben, dass alle Unterlagen eingegangen sind, dass meine Bewerbung geprüft wird und dass ich mir schonmal den 16., 17. und 18. Februar freihalten sollte. „Schön,“ dachte ich, „mitten in der Prüfungsphase.“ Mit dieser schriftlichen Bewerbung ist es nämlich noch nicht getan, nein, man muss auch noch zu einem Auswahlgespräch – wenn man Glück hat. Nicht jeder wird eingeladen, manche Bewerber werden auch vorher schon aussortiert.

Der 16. Februar rückte immer näher, und es kam keine Nachricht vom DAAD (das ist normal, habe ich gehört...) 2 Wochen vorher hielt ich es nicht mehr aus und rief an. Hier teilte man mir dann mit, dass ich eingeladen wurde! 3 Tage später kam auch der passende Brief, der die Einladung bestätigte und mir den Termin mitteilte. „Schön,“ dachte ich, „ich schreibe am gleichen Tag noch eine Klausur!“

Ab jetzt ging der Stress richtig los. Parallel zur Vorbereitung auf meine Prüfungen musste ich mich also noch auf das Auswahlgespräch vorbereiten. Das heißt, Bücher über Irland, seine Geschichte, Kultur und Literatur wälzen. Irish Times im Internet lesen. Die Homepage der Uni auswendig lernen. Und ein paar fachliche Sachen nochmal durchschauen. Was mir bei der Vorbereitung sehr geholfen hat, war die „DAAD-Stipendiaten“ Gruppe im studiVZ! Hier kann man Fragen stellen zum Ablauf und in Erfahrungsberichten anderer Stipendiaten schmökern.

Schließlich war der große Tag gekommen. Vormittags an die Uni, schnell die Klausur schreiben, danach direkt zum Bahnhof und ab nach Bonn. Ja, Bonn. Dort hat der DAAD nämlich seinen Hauptsitz. Nach knapp 4 Stunden Fahrt war ich schließlich in Bonn und lief zu dem Gebäude, wo die Auswahlgespräche abgehalten werden sollten. Ich war eine dreiviertel Stunde vor meinem Termin da, empfohlen wurde, eine halbe Stunde früher da zu sein. Kaum hatte ich die richtige Auswahlkommission gefunden, kam auch schon jemand aus dem Prüfungsraum, holte eine andere Studentin rein und sagte zu mir: „Sie sind die nächste!“ Es klang wie der Gang zum Schafott.

Schließlich wurde ich hinein gerufen. „Also, Frau M., wir fangen direkt an, wir haben nur 10 Minuten Zeit.“ Moment, im Brief war angekündigt, dass das Gespräch 15-20 Minuten gehen würde, und ich bin auch noch eine halbe Stunde früher dran gekommen? Dennoch keine Zeit? Na gut...
Los gings. Neben Fragen zu meiner Uni-Auswahl („Warum Trinity College?“) kamen landeskundliche Fragen dran und ein paar fachliche. Eine bunte Mischung also. Verwirrt war ich, weil der große Teil des Gesprächs auf Englisch verlief, ich dachte, es würde mehr Deutsch gesprochen. Nach 10 Minuten war ich fertig und wurde entlassen: „Die Zu- oder Absage bekommen Sie dann in 2-3 Wochen.“

Wieder hieß es warten. Nach 2 Wochen, nichts. Nach 3 auch nicht. Nach 4 Wochen kam ein Brief: Ich war auf der Warteliste. Und furchtbar enttäuscht. Aber gut, das Leben ging weiter, also machte ich alle Unterlagen für Erasmus fertig. Bis 2 Wochen nach der mehr oder weniger Absage ein weiterer Brief kam. Sie hatten mich doch noch genommen!

Das weitere Prozedere

Anfang Juni musste ich wieder nach Bonn, diesmal zum Vorbereitungsseminar. Hier wurden viele Reden geschwungen und man lernte die anderen Stipendiaten kennen. Zudem gab es Infos von ehemaligen Stipendiaten und Mitarbeitern des DAAD: Man wurde in kleinere Gruppen aufgeteilt, je nach Zieluni, und setzte sich 2 Stunden lang mit den anderen zusammen. Hier konnte man Fragen stellen, zu Land und Leuten, zur Uni selbst, zum Ablauf dort und so weiter.

Jetzt, gut 3 Monate später und fast 1 ½ Jahre, nachdem ich dieses Angebot im Internet gesehen hatte, sitze ich in Dublin. An der Uni Tübingen bin ich für 2 Semester beurlaubt, und in 5 Tagen fange ich hier an zu studieren.
Anfang November fliege ich für ein Wochenende nach London, DAAD-Stipendiatentreffen. Die Betreuung bisher war gut, meine DAAD-Tutorin hat mich willkommen geheißen und will mit mir und der anderen Stipendiatin im Laufe des Jahres einige Unternehmungen machen. Anders als anderen Visiting Students (bei denen erst streng überprüft wird, ob sie den Anforderungen auch genügen), stehen mir auch Kurse aus dem 3. und 4. Jahr offen. Und die finanziellen Zuschüsse sind auch nicht zu verachten! Doch über Geld spricht man ja nicht... ;)

Ich wünsche allen, die es auch versuchen wollen, viel Glück und Erfolg für die Bewerbung!

Das Kleingedruckte


 Wie hoch der Zuschuss ist, hängt vom Land und der Dauer des Aufenthalts ab. Auslands-Bafög und Gelder anderer Stiftungen werden auf das DAAD-Stipendium angerechnet!
„Mindestalter“ für die Bewerbung ist das 3. Semester!